Innovatives Vorhaben für nachhaltige Wärme: Heuweiler plant kommunales Wärmenetz

In der Dezembersitzung hat der Gemeinderat die Firma innovativSchmid einstimmig beauftragt, Fördermittel für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein kommunales Wärmenetz zu beantragen. Die Machbarkeitsstudie selber soll mit den Projektpartnern innovativSchmid, der Stadtwerke Bühl und der Hochschule Karlsruhe [2] erstellt werden.

Der Gemeinde Heuweiler hatte mit mehreren der jetzigen Projektpartner im Rahmen einer Exkursion zum Thema „Kalte Nahwärme“ bereits im letzten Jahr den ersten Kontakt [3]. Die Machbarkeitsstudie für Heuweiler passt in ein Forschungsprojekt der Hochschule Karlsruhe, welches von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert wird. Nur durch diesen Umstand kann das Projekt zu den angegebenen Kosten (86.000€) überhaupt verwirklicht werden. Die Förderung durch den Bund wird voraussichtlich 50% betragen. Die Antragstellung ist Teil des Angebots.

Vorarbeit im Klimaschutzausschuss

Das Erstellen eines Konzeptes für ein kommunales Wärmenetz wurde zuvor im Klimaschutzausschuss als ein zentrales Element der Gemeinde benannt und priorisiert. Im Gemeinderat haben wir als Neue Liste darauf hingewirkt, dass die Verwaltung bereits im April 2023 damit beauftragt wurde, bis zum Herbst einen Beschlussvorschlag zur Entwicklung eines Kommunalen Kalt- oder Warmwärmenetzes zu erarbeiten. Denn im Vergleich zu anderen kommunalen Handlungsfeldern im Klimaschutz ist die kommunale Wärmeplanung das Gebiet, welches die Gemeinde eigenständig beschlussfähig ist und bei dem die größte Unterstützung für die Bürger geleistet werden kann. Durch rechtzeitiges Handeln kann die in den nächsten Jahren fällige Erneuerung der Heizungsanlage in Schule und Halle bereits als Teil eines künftigen kommunalen Wärmenetzes geplant werden.

Spätestens nach der In-Kraft-Setzung des Heizungsgesetzes (formal: Reform des Gebäudeenergiegesetzes – GEG) im September 2023 [4] ist vielen klar geworden, dass es ein langfristiges Ziel sein wird, bei den Heizanlagen weg von fossilen Energien zu kommen. Der Umbau der Heizungsanlagen bedeutet aber für die Haushalte teilweise hohe oder sehr hohe Kosten. Daher hat bereits die öffentliche Diskussion über ein Verbot von fossilen Heizungen im Vorfeld des Gesetzesvorhabens viele Ängste ausgelöst. Die individuellen Kosten könnten aber unter Umständen erheblich gesenkt werden, nämlich wenn nicht jeder einzelne seine Heizung alleine plant, sondern wenn der Umbau als öffentliches oder wenigstens gemeinsames Projekt angegangen würde. Denn während es mit fossilen Energie relativ einfach ist, bei der Heizung Leistungsreserven für Phasen mit sehr hohem Energiebedarf zu realisieren, ist dies bei Einbau einer Wärmepumpe teilweise sehr teuer. Dies gilt umso mehr, wenn Wärmepumpen bei nicht energetisch sanierten Gebäuden eingebaut werden sollen.

Ziel der Kommunalen Wärmeplanung

Genau an dieser Stelle kann eine kommunale Wärmeplanung unterstützen: durch ein kommunales Wärmenetz könnten die individuellen Kosten gesenkt werden und es könnte vermieden werden, dass nur noch energetisch sanierte Gebäude geheizt werden können.

Während individuelle Lösungen für den einzelnen eher unflexibel sind und sich in der Regel auf eine Wärmequelle beschränken (z.B. bei Wärmepumpenheizung die Erdsonde oder der Luft-Luft-Wärmetauscher) können bei Wärmenetze sehr viele verschiedenen Wärmequellen erschlossen werden. Anders als bei klassischen Wärmenetzen, die oft mit Dampf oder mit Heißwasser betrieben werden, kann und muss bei erneuerbaren Energien mit deutlich geringeren Temperaturen gearbeitet werden (sog. kalte Nahwärme“). Diese wiederum kann von den einzelnen Bürgern nur dann genutzt werden, wenn die Gemeinde sie in Form eines kommunalen Wärmenetzes zur Verfügung stellt.

Das GEG sieht vor, dass kleine Gemeinden bis 2028 verpflichtet sind, eine kommunale Wärmeplanung durchzuführen. Aus den genannten Gründen ist es aber nicht sinnvoll, so lange zu warten.

Das Angebot sieht konkret vor, die Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit und den Effekt auf den Klimaschutz verschiedener Wärmenetzvarianten für Heuweiler zu untersuchen.

Die Varianten im Einzelnen:

  • konventionelles Wärmenetz mit Hackschnitzel
  • bidirektionales kaltgehendes Wärmenetz mit Eisspeicher
  • (bidirektionales) kaltes Wärmenetz mit Erdwärmesonden mit/ohne Solarthermie
  • Kostenbetrachtung Luftwärmepumpen für Einzelhaus

Mit dem Beschluss des Gemeinderats ist ein erster Schritt getan. Noch geht es zwar nur um die Beantragung von Zuschüssen zu der Machbarkeitsstudie. Aber erst mit Abschluss dieser Studie kann die Wirtschaftlichkeit beurteilt werden. Dies ist entscheidend. Denn nur die Umsetzung wirtschaftlicher Varianten wird gefördert werden. Außerdem wird ein kommunales Wärmenetz nur dann angenommen werden, wenn es auch Vorteile für die einzelnen Haushalte mit sich bringt.

Zusammenfassung: das Projekt macht Mut!

Die Gemeindeverwaltung und der Bürgermeister haben den Auftrag der Gemeinderats von April zeitnah umgesetzt. Viele Planungsbüros kümmern sich derzeit  vor allem um große Städte und waren für das kleine Heuweiler nicht einmal bereit , ein Angebot zu erstellen. Trotzdem ist es gelungen, ein auf uns zugeschnittenes Konzept zu finden. Das Konzept ist nur durch die wissenschaftliche Begleitung durch die Hochschule Karlsruhe überhaupt finanziell darstellbar. Möglicherweise wird Heuweiler dadurch sogar zu einem Vorbild für andere kleine Gemeinden oder für Ortsteile größerer Gemeinden. Besonderer Dank geht an dieser Stelle an die sachkundigen Bürger im Klimaschutzausschuss, ohne die uns die Realisierung in dieser Form wohl nicht gelungen wäre. Das Projekt macht aber auch deshalb Mut, weil alle Fraktionen im Gemeinderat an einem Strang gezogen haben. Dies war in dieser Amtszeit leider nicht immer der Fall.

„Unser Ziel ist, nicht Papier zu produzieren, sondern Projekte umzusetzen – denn nur das bringt uns weiter“, so wird Herr Arnold Schmid von innivativSchmid in der Badischen Zeitung [5] zitiert. Für ihn sei die Zeit gekommen, bei der man „die Projekte und Ideen umsetzt und nicht nur darüber spricht“. Insofern bleibt zu hoffen, dass die Machbarkeitsstudie auf für Heuweiler nur der Anfang ist und wir hoffentlich n bald in eine Umsetzung kommen.

 

Verlinkte Quellen

[1] Beitragsbild: Dr. Markus Bohlayer, Energiesystemanalyse; IKKU; Hochschule Karlsruhe; 2021 aus [2]
[2] Präsentation der Hochschule Karlsruhe in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats im Dezember.
[3] Exkursion zum Thema „Kalte Nahwärme“ nach Bleibach auf www.neueliste-heuweiler.de
[4] Gebäudeenergiegesetz in der aktuellen Fassung
[5] Heuweiler Gemeinderat stimmt für ein Nahwärmenetz. Bericht der BZ vom 10.12.2023

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