Der Freiburger Weiberkrieg 1757

Eine Wanderung zweier Freiburger Bürger zum befreundeten Sigristen in Heuweiler am 25.2.1756 führt über ein Jahr später zu einem bewaffneten Aufstand in Freiburg, der als der „Freiburger Weiberkrieg“ in die Geschichte eingegangen ist und reichlich Gerichtsakten füllen sollte.

Der Weg vom vorderösterreichischen Freiburg nach Heuweiler führte  die beiden zünftigen Mehlkrempler (Mehl- und Getreidehändler) Peter Jehle und Martin Imberi nahe an Gudelfingen vorbei, welches zur Herrschaft Baden-Durlach gehörte. Imberi hatte seine Flinte mitgenommen und Jehle einen Stock, wodurch sich beide verdächtg machten, unterwegs wildern zu wollen.  Tatsächlich betraten die beiden unterwegs fremdes Staatsgebiet. Als Imberi in Höhe Wildtal Bauern sah, blieb er mit der Flinte zurück, und Jehle setzte den Weg alleine fort. Die Begegnung mit Gundelfinger Bauern endete nach kurzem Wortgefecht damit, dass Jehle eine Ladung Schrokugeln ins Bein bekam. Trotz der Verletzung konnte er sich nach Heuweiler retten. Er besorgte sich dort ein Pferd und ritt nach Freiburg zurück.

Der Markgraf von Baden-Durlach verlangte von Österreich die Auslieferung der beiden, da sie sich in Baden-Durlach der Wilderei strafbar gemacht hätten. Jehle und Imberi waren nämlich wegen Wilderei in Baden-Durlach bekannt und gesucht.  Die vorderösterreichische Regierungstelle in Konstanz entwickelte wegen der „freündtnachbarlichen“ Beziehung zu Baden ein besonderes Interesse, und das Oberamt in Emmendingen bestand darauf, dass sich Jelhe und Imberi in Emmendingen der markgraflichen Gerichtsbarkeit unterstellten. Das ganze wurde zum Unveständnis der Freiburger Bürger mehr und mehr zu einem Politikum auf höchster zwischenstaatlicher Ebene. Anderthalb Jahre nach dem Vorfall in Gundelfingen, am 16. August 1757 wurden Jehle und Imberi schließlich vom Bürgermeister im Turm „zum Schaub“ (heute Turmstraße) in Verwahr genommen, um sie nach Emmendingen zu überstellen.

Über das, was dann geschah schreibt S. Allweier [6]: „Dies löste grosse Empörung und Unruhe in der Bevölkerung aus. Handwerker, Wirte, Männer, Frauen und Kinder versammelten sich daraufhin vor dem Rathaus und versuchten zunächst auf bittende Weise, den Magistrat von einer Auslieferung abzuhalten. Da aber alle Bittversuche und Verhandlungen erfolglos blieben, spitzte sich die Lage immer mehr zu, die Menschenmenge wuchs stetig. Gegen 20 Uhr bildeten sich schliesslich zwei Gruppen von Frauen, die sich ein letztes Mal beim Pfarrer und Bürgermeister für die beiden Männer einsetzen wollten. Die Aktionen der Frauen blieben jedoch ebenfalls wirkungslos, die Obrigkeit gab ihrem wiederholten Bitten nicht nach. Daraufhin besorgte sich die aufgebrachte Menge «Instrumente» wie Beile, Werkzeuge und anderes und lief in Richtung Gefängnisturm. Frauen und Männer brachen sodann die Gefängnistüren auf und befreiten die Eingesperrten mit Gewalt aus dem Arrest.“

 

Frauen der Gerbergasse stürmen den Stadtturm zum Schaub mit Gewalt und befreien Peter Jehle und Martin Imberi

Freiburger Weiberkrieg 1757. Wandgemälde von Robert Nachbaur im Gastraum des Kleinen Meyerhofs Freiburg. Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Rolf Mathis (Future History) [5]

Verlinkte Quellen

[1] Annette Borchardt-Wenzel: Frauen in Baden: Ein biografischer Streifzug durch die Geschichte 2018

[2] Sabine Allweier: Canaillen, Weiber, Amazonen. Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte Band 1

[3] Seite der Turmstraesslerinnen Freiburg

[4] Freiburger Weiberkrieg bei youtube

[5] Freiburger Weiberkrieg 1757 auf Future History /Kleiner Meyerhof Freiburg

[6] Sabine Allweier: Eine Chronik zum Freiburger Weiberkrieg 1757 – Traverse : Zeitschrift für Geschichte = Revue d’histoire, Band 9 (2002)

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