Empfehlungen aus der Haushaltsbefragung. Teil 6: Empfehlungen zur Verbesserung der nachbarschaftlichen Kontakte, der Nachbarschaftshilfe, der Hilfe aus sozialen Netzwerken und zur Förderung der individuellen Unterstützungsbereitschaft bis hin zu Hilfe und Pflege

Die nachbarschaftlichen Kontakte, aber auch die daraus entstehende bzw. damit verknüpfte gegenseitige Hilfe, sind in Heuweiler vergleichsweise gut ausgeprägt. „Ältere“ Haushalte (nur Mitglieder 65Jahre u. ä.) bzw. solche mit Hochaltrigen (80 Jahre u. ä.) schätzen die Hilfsbereitschaft aus der Nachbarschaft unterdurchschnittlich ein, ein Befund, der mehr Aufmerksamkeit verdient, denn der Bedarf dürfte in solchen Haushalten größer sein. Die bestehenden Netzwerke, wie der sozialcaritative Förderverein St. Remigius, die AG Bürgernetz der Bürgerrunde, die Malteser und die kirchlichen Angebote, z. B. Kirchliche Nachbarschaftshilfe Gundelfingen und Wildtal (Trägerverein kirchlicher und sozialer Dienste Gundelfingen e.V.) sowie des Intensivpflegedienstes Michael Hornbruch in Gundelfingen haben sicherlich die Zielgruppe der älteren Menschen im Blick, z.T. sogar im Fokus. Aber vielleicht sind noch nicht alle Medien ihrer Selbstdarstellung ausdrücklich genug auf Ältere ausgerichtet. Der Befund geringerer wahrgenommenen Hilfebereitschaft in der Nachbarschaft aus Sicht älterer Haushalte muss aber auch von letzteren selbst stärker in Frage gestellt werden. Womöglich ist die Hilfsbereitschaft gar nicht so gering, sondern eher die eigene Bereitschaft, Hilfe nachzufragen. Der uns schon lang in der Moderne und Spätmoderne ansozialisierte Zwang zur Individualität, Selbständigkeit und Autonomie, wichtige Eigenschaften zur Bewältigung des Alltagslebens und der Lebensführung insgesamt, hat zu einer Unfähigkeit geführt, sich als hilfsbedürftig zu akzeptieren, darzustellen und das zu kommunizieren. Dies müssen wir alle (wieder) lernen, auch die Älteren und Hochaltrigen unter uns, ohne dabei die Selbstachtung zu verlieren. Denn dass die Bereitschaft, anderen zu helfen und Unterstützung bis hin zur Laienpflege zu leisten, in Heuweiler ausgeprägt ist, zeigt die große Anzahl von Haushalten (hochgerechnet auf Heuweiler etwa 90, d.h. 21%), die mit mindestens einer Person hilfe- bzw. pflegebedürftige Menschen unterstützen, in mehr als ¾ dieser Fälle sogar außerhalb des eigenen Haushaltes. Neben dem hohen ehrenamtlichen Engagement (siehe Blog 5) muss diese „andere Form des Ehrenamtes“ auch einmal öffentlich gewürdigt werden, vielleicht in Form einer öffentlichen Ehrung (Ehrenbürgerschaft, Jahresempfang der politischen Gemeinde, in der Presse, oder auch in Form von Internet-Portalen). Die in den Ergebnissen sich abbildende große und häufige Unterstützungsbereitschaft im Rahmen von Hilfe und Pflege könnte vielleicht gebündelt werden durch einen eigenständigen Ableger der Kirchlichen Nachbarschaftshilfe Gundelfingen und Wildtal (Trägerverein kirchlicher und sozialer Dienste Gundelfingen e.V.) oder eines anderen Trägers in Heuweiler.

Heuweiler, im November 2021

Otmar Maas und Burkhard Werner