In einem kleinen Dorf wie Heuweiler stehen Angebote der Nahversorgung seit vielen Jahren mit dem Rücken an der Wand. Nachdem 2019 die Bäckerei mit Laden und Café geschlossen hatte, wurden zuletzt auch 2 Gastronomiebetriebe geschlossen. Alle hier angesprochenen Angebote der Nahversorgung stehen in der Bedeutungsskala der befragten Haushalte an den ersten Stellen. Auch der Friseurladen machte zum Jahresende 2020 zu. Somit stehen zunächst nur die landwirtschaftlichen Produkte der Region bzw. des Ortes noch zur Verfügung, sicherlich auch dauerhaft. Das Projekt der Bürgergenossenschaft, das neben 7 Wohnungen auch einen Dorfladen mit Bäckereiangeboten sowie ein Dorfcafé in Planung hat, ist damit in dieser Hinsicht die einzig derzeit verbleibende Option zur Wiederbelebung bestimmter Nahversorgungsangebote. Deshalb ist diese Planung ernst zu nehmen und auch mit allen Kräften zu unterstützen. Damit ist längst nicht gesagt, dass daraus mittel- und langfristig ein erfolgreiches Angebot entsteht und am Markt bleibt. Dennoch sprechen die Ergebnisse der Haushaltsbefragung, die Bäckerei, Lebensmittelgeschäft, Gastronomie und landwirtschaftliche Produkte aus der Region an den ersten Stellen der Wichtigkeit setzen, und auch die große Zustimmung für die Gründungszwecke Dorfladen und Café der Genossenschaft in der Haushaltsbefragung eindeutig für diese Angebotsarten. Nicht zuletzt unterstützt die Befragung der Genossenschaftsmitglieder Ende 2020, die mit 85% für Dorfladen und Café stimmten, dieses Argument. Die Bürger*innen von Heuweiler sollten diese dann vorhandenen Angebote der Nahversorgung auch intensiv und nachhaltig nutzen.
Mit dem Dorfladen darf auf keinen Fall eine Konkurrenz zu den bestehenden Direktvertreibern landwirtschaftlicher Produkte im Dorf entstehen, sondern im Gegenteil eine intensive, fruchtbare und auf Dauer angelegte Zusammenarbeit. Es sollte gelingen, dass deren Betreiber ihre Produkte, soweit es Sinn macht und das Angebot des neuen Dorfladens erweitern wird, im Dorfladen anbieten können. Möglicherweise entsteht damit im Zentrum des Dorfes ein Gesamtangebot, das einerseits vielfältiger wird, andererseits weitere Wege zu den einzelnen Direktvertreibern oder in die Nachbargemeinden für einen Teil der Kundschaft überflüssig macht.
Angebote aus dem Bereich Gesundheit und Pflege (mit Ausnahme der aus Gundelfingen importierten ambulanten Pflege und der Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz im Rathaus) fehlen in Heuweiler gänzlich, sind aber in der Wichtigkeitsskala der Haushaltsbefragung nur auf den mittleren Plätzen gelandet, vermutlich, weil schon lang etablierte Alternativen in den Nachbargemeinden genutzt werden, z.B. Hausärzte, Apotheken etc. Aber warum nicht auch z.B. an eine Hausarztpraxis – in Heuweiler ansässig – denken? Denn die Einwohnerzahl in Heuweiler wird weiter steigen, und damit auch Zahl und Anteil älterer und hochaltriger Menschen im Dorf, die zu einer der Hauptzielgruppen von Arztpraxen gehören. Auch eine Physiotherapiepraxis wäre denkbar, eine Apotheke vermutlich eher nicht. Die beiden hauptsächlich in Heuweiler tätigen ambulanten Pflegedienste, beide gut bekannt in Heuweiler, weit über die eigentliche Zielgruppe pflegebedürftiger Menschen und deren Angehörige hinaus, reichen vermutlich auch in Zukunft aus, wobei zu bedenken ist, dass es schon in den letzten Jahren allein aufgrund von Personalknappheit schwierig wurde, einen neuen akuten Bedarf unmittelbar zu decken. U.U. kann aber auch auf die Dienste in den Nachbargemeinden Denzlingen und Glottertal ausgewichen werden. Allerdings wäre es sinnvoll, wenn die beiden genannten Pflegedienste noch mehr über die bestehenden Zusatzangebote „Beratung für ältere Menschen und ihre Angehörigen“, die über das Rathaus Gundelfingen angesprochen werden kann, sowie zur „Tagesbetreuung für Demenzkranke im Rathaus Heuweiler“, und auch über Wohnungs-Anpassungs-maßnahmen für hilfs- und pflegebedürftige Menschen und deren finanzieller Förderung informieren könnten. Diese Dienste könnten ihre Klient*innen und die Angehörigen dazu gezielt mit Flyer und Broschüren aufklären.
Zur Erreichbarkeit wichtiger Gebäude und Institutionen und auch zu deren Öffnungszeiten gab es wenig Problemmeldungen, abgesehen von der Kirche (steile Treppe, Zugang, Zufahrt), und zum Rathaus (ebenfalls steiler Zugang sowie die Pflasterung des Dorfplatzes, ungeeignet für Rollator-/Rollstuhlfahrer*innen), so dass an dieser Stelle auf Empfehlungen verzichtet werden soll.
Otmar Maas und Burkhard Werner