Empfehlungen aus der Haushaltsbefragung. Teil 2: Zum aktuellen Wohnungsbestand, zu dessen alten- und behindertengerechter Gestaltung, sowie zu digitalen Medien und deren Nutzung incl. des Internets

Mobil, immobil und die Immobilie – Gemeinsam älter werden im Dorf. Empfehlungen aus der zur Haushaltsbefragung der Kath. Hochschule Freiburg in Heuweiler.

Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung zeigen, dass sich die meisten Haushalte in Wohnungen befinden, die für ältere oder älter werdende Menschen nicht oder nur wenig geeignet sind. Da Heuweiler einen hohen Anteil von Einfamilienhäusern, sehr oft auch im Eigentum des jeweiligen Haushaltes, leben auch viele ältere Menschen in Wohnungen, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken. Zudem sind etwa 83% der Gebäude mit Wohnungen im Ort vor 1990 entstanden, so dass man davon ausgehen kann, dass diese den heutigen Wohnbedürfnissen, v.a. den Wohnbedarfen gerade älterer, vielleicht auch schon hilfe- oder pflegebedürftigen Menschen nicht (mehr) entsprechen.

  • Haushalte in Eigentum und auch in Miete können sich u.U. so reorganisieren, dass das Erdgeschoss als hauptsächlicher Wohnraum für ältere Haushaltsmitglieder genutzt wird.
  • 9 von 10 Haushalten in Heuweiler leben in Wohnungen, die Hindernisse, Barrieren und Einschränkungen baulicher Art aufweisen, die ein Wohnen im Alter, v.a. bei bestehenden Behinderungen und/oder Hilfe-/Pflegebedarf, erschweren bis unmöglich machen, auch wenn die derzeitigen Bewohner*innen noch nicht von Einschränkungen betroffen sind. Hier ist es gerade unter der Bedingung der weiterhin steigenden Anzahl älterer und auch hochaltriger Menschen im Dorf vorsorglich, auf jeden Fall bei Eintritt solcher Beeinträchtigungen sinnvoll, kleinere bauliche Anpassungen vorzunehmen, gerade im Bad (ebenerdige Dusche), bei Treppen (Treppenlift), im Außenbereich (stufenloser Zugang zum Haus/zur Wohnung), oder noch kleinere wie Erhöhung des Toilettensitzes, Rückbau von Schwellen im Fußboden).
  • Hier könnte die Beratungsstelle für ältere Menschen, angegliedert an die Sozialstation nördlicher Breisgau – zuständig für Gundelfingen und Heuweiler – aktiver im Ort bzw. über die Medien einerseits für die eigene Bekanntheit sorgen, andererseits gezielt auf die ältere Wohnbevölkerung auch in Heuweiler zugehen. Für Menschen mit anerkanntem Grad der Pflegebedürftigkeit stehen Zuschüsse aus der Pflegeversicherung zur Verfügung.
  • Haushalte im Eigentum können solche Anpassungsmaßnahmen selbst in die Hand nehmen, was sich auch in unseren Ergebnissen zeigt, wonach der Großteil der wenigen Wohnungs-Anpassungsmaßnahmen in solchen Haushalten erfolgte. Dies kann (co-)finanziert durch KfW-Darlehen bzw. Zuschüsse (Altersgerechtes Umbauen, Barrierereduzierung) erfolgen.
  • Haushalte in Mietwohnungen können das in der Regel nicht selbst entscheiden und sollten sich bei Bedarf mit dem/der Eigentümer*in zusammensetzen, um über solche Maßnahmen, deren Finanzierung und deren Durchführung, ggfls. unter Beteiligung der Mieter*in an den Kosten oder angemessener Miterhöhung incl. Vertragsanpassung sprechen. Die o.g. Darlehen und/oder Zuschüsse sind auch hier erhältlich.

Bei der Nutzung von (digitalen) Medien und des Internets hat sich gezeigt, dass v.a. ältere und ganz besonders hochaltrige Menschen benachteiligt bzw. in deutlich geringerem Umfang beteiligt sind als jüngere Menschen. Das generelle Vorhandensein von PCs, Laptops, Tablets und Smartphones ist in Haushalten dieser Generation(-en) deutlich geringer als in den jeweils „jüngeren“ Haushalten.

  • Hier könnten Kurse für die Zielgruppe älterer, aber auch hochaltriger Menschen zum Umgang mit diesen neuen Medien/Geräten mglw. Abhilfe schaffen, vermutlich aber auch eine darüberhinausgehende Assistenz bei der Nutzung, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Die Bürgerrunde und deren Arbeitsgruppen wäre hier ein idealer potentieller Anbieter. Aber auch die jüngeren Angehörigen älterer und hochaltriger Menschen können dabei helfen.
  • Wenn dorfbezogene Aktivitäten angekündigt oder durchgeführt werden, ist es wichtig, nicht nur die herkömmlichen Medien (Zeitungen, Flyer, Plakate) zur Information und Teilnahme-Werbung zu nutzen, sondern auch die digitalen Medien, aber dann eben altengerecht und zielgruppenspezifisch.
  • So könnten – Corona hat es uns gezeigt – gelegentlich oder regelmäßig z.B. Gottesdienste, der öffentliche Teil der Gemeinderatssitzungen, politische Stammtische, aber auch ganze Veranstaltungen wie Fasnet, Dorfhock, Sportereignisse, Kulturabende etc. per Livestream im Internet auch den Menschen zugänglich gemacht werden, die alters- bzw. krankheitsbedingt nicht direkt daran teilnehmen können. Der virtuelle Stammtisch der Neuen Liste Heuweiler, erstmals am 3.12. 2020 aus dem Rathaus heraus digital gesendet, ist ein erster Ansatz dieser Art gewesen, und findet seither monatlich statt. Bürgerrunde und Bürgergenossenschaft sind ebenfalls in der Lage, wie andere Vereine in Heuweiler auch, solche Formate zu entwickeln und anzubieten.
  • Die Aktivierung und Entwicklung vieler anderer Verbesserungen, z.B. im Verkehr, im Einkauf, bei der gesundheitlichen Versorgung, bei Bildung und Kultur, sind ebenfalls von der flächendeckenden Nutzbarkeit und Zugänglichkeit der digitalen Infrastruktur incl. Hard- und Software für alle Altersgruppen incl. der Hochaltrigen abhängig. So ist die Mitgliedschaft in der Mitfahrgelegenheit Orangener Punkt von der Nutzung der E-Mail-Funktionen, also des Internets, sowie eines Smartphones mit einer Messenger-App abhängig. Gleiches gilt für die Mitgliedschaft im und Nutzung von Car-Sharing. Wenn Ältere und Hochaltrige nicht entsprechend ausgerüstet und kompetent im Umgang sind, sind sie davon systematisch ausgeschlossen.

Zum Internet und zum dazugehörigen Kabelnetz zeigen die Ergebnisse, dass die überwiegende Zahl der Haushalte (90%) über einen Anschluss verfügen, aber nur knapp 2 Drittel der Haushalte nur mit Hochaltrigen. Auch die Zufriedenheit mit dem Internet (Schnelligkeit, Störanfälligkeit) ist in den meisten Haushalten sehr bzw. eher hoch, erstaunlicherweise in Haushalten mit Älteren oder Hochaltrigen aber etwas unterdurchschnittlich.

  • Bei der Ausstattung der Haushalte dieser Personengruppen mit Internetzugang besteht also noch Nachholbedarf, der weder technisch noch finanziell aufwändig ist.
  • Die tendenziell unterdurchschnittliche Zufriedenheit mit dem Internet in diesen Haushalten kann man auch als fehlende Kompetenz im Umgang mit allen Facetten dieser Technik bzw. der damit verbundenen Kommunikationsmedien interpretieren. Hier hilft also keine technische, sondern nur eine soziale Lösung (s.o.).
  • Die Mitgliedschaft Heuweilers im Zweckverband „Breitband Breisgau-Hochschwarz-wald“ ist wichtig, um die mittel- und langfristige Versorgung des Dorfes mit „schnellem“ Internet in Zukunft sicherzustellen und zu verbessern. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf private Haushalte, sondern auch auf öffentliche Einrichtungen und eine weitere Ansiedlung von Gewerbetreibenden in Heuweiler aus den Branchen Grafik/Design, Internet-, Kommunikations- und Finanzdienstleistungen, Online-Handel u. ä.

 

Heuweiler, im April 2021

       

Otmar Maas und Burkhard Werner