Antikriegsdemonstration in Heuweiler. Rede zum Volkstrauertag am 17.11.19

Rede gehalten in der Gemeinderatssitzung am 17.10.2019

Bei uns in Heuweiler findet nur alle zwei Jahre die Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Dieses Jahr also wieder am Sonntag, den 17. November. Ich habe den Eindruck es – oder, wie man gerne sagt, „gefühlt“ – gehen immer weniger Bürgerinnen und Bürger mit hoch zu dieser Feier am „Kriegerdenkmal“ zu Ehren der Gefallenen beider Weltkriege. Ich finde das sehr schade und möchte gerne ein paar ganz persönliche Bedenken dazu sagen:
Vielleicht kennen oder wissen viele gar nicht mehr den Grund bzw. den Anlass dieser kleinen Veranstaltung oder wie  das so abläuft bei uns in Heuweiler. Oder denken Sie, das sei Sache der Angehörigen bzw. Nachfahren dieser Soldaten deren wir Gedenken und deren Namen auf den Steinen stehen? Oder mit denen, die die Heimat verteidigt haben – so die damalige Propaganda – ob in Russland, Frankreich oder sonstwo haben wir nichts mehr am Hut. Ist es am Ende gar heimliche Kriegsverherrlichung? Tatsache ist doch – wir wissen es alle – diese Menschen aus unserer Mitte, wie viele Millionen andere auch, sind in den Tod getrieben worden durch falsche Politik, Rassenwahn und verbrecherische Ideologien.
Ich meine, heute sieht oder spürt man schon wieder gewisse ungute Tendenzen, Egoismen und Ideologien, die mir persönlich Sorge machen. Für mich ist die Feier zum Volkstrauertag keine altmodische oder nostalgische Fahnenschwenkerei, sondern eine wichtige Friedensdemo, die hochaktuell und bitter nötig ist. Es sollten sich alle angesprochen fühlen, nicht nur die sogenannten „Altheuweilermer“, sondern auch die Neubürger und ganz besonders die jungen Menschen. Wenn ähnlich viele Menschen wie bei den derzeitigen Klimademos dabei wären, bei uns, in den Nachbarorten, gar europaweit, hätte das große Auswirkungen auf die Politik.
Ich gehe am Volkstrauertag hoch zum Kriegerdenkmal, und zeige dabei meine Solidarität mit all denen, die bis heute gewaltsam um Leben kamen; denn Kriege haben 1945 nicht aufgehört. Ich gehe hoch aus großer Dankbarkeit, dass mir, meiner Familie, meinen Kindern dieses Schicksal der Gewalt, des Todes, der Vertreibung und soviel Elend bis heute erspart geblieben ist.
Und ich gehe auch besonders gerne den Ehrenamtlichen in Feuerwehr, Trachtenkapelle und Kirchenchor mit, denn sie opfern für diese kulturelle Veranstaltung einen Sonntagmorgen.

Die Gedenkfeier ist Kultur. Die Feier ist nicht nur sehr schön und sehr würdevoll; es werden gute Worte gesprochen, sowohl von der politischen wie auch von kirchliche Seite. Ich meine, der Volkstrauertag ist die wohl angenehmste Antikriegsdemonstration, die man sich vorstellen kann.

Vielleicht lehne ich mich ein bisschen weit aus dem Fenster, wenn ich sage: eigentlich müssten Schulklassen da hoch, nicht aus Patriotismus, sondern zum Geschichtsunterricht.

 

Hubert Blattmann

 

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